Kann sakrale Architektur weltlich sein?

architektur-heilige-geometrie-kirche-fensterDas Berufsfeld Architektur besteht aus vielen Ausrichtungen und die zumeist bekannte ist der Sakralbau. Vor allem diente der Sakralbau zum erbauen von Gebäuden für sakrale, rituelle oder kultische Handlungen. In Kategorie sakraler Bauwerke fallen unter anderem Kirchen, Kloster, Tempel und später wurden es auch meistens Schlösser von Königen. Ab dem 16 Jahrhundert entwickelte sich beim europäischem Adel so eine Mode, sakrale Elemente in eigenem Haus einzubringen. So ein Element war dann zum Beispiel ein kleiner Turm oder ein Erker mit einer Kuppel. Solche Elemente machten das Gebäude sofort zu einem Hingucker und zu etwas Besonderem.

Wenn wir auf historische Gebäude zurück blicken und über Architekturgeschichte nachdenken, so fallen uns zumeist sakrale Bauten ein. Natürlicherweise waren es und sind es immer noch Bauten, wohin große Geldsummen aus den Staatskassen geflossen sind, wodurch solche mächtige und außerordentliche Gebäude möglich waren. Ob wir die chinesischen Pagoden, griechische Tempel, christliche Kirchen oder orientalische Moscheen betrachten, binden diese unsere Aufmerksamkeit und rufen in uns ein Gefühl der Schönheit und Erstaunen hervor.

Wenn wir unsere Wahrnehmung betrachten, so werden wir einsehen, dass wir die Proportionen schön finden, die dem goldenen Schnitt nahe kommen, weil wir selbst nach diesen Proportionen konstruiert sind. Wenn wir aber aus physikalischer oder musikalischer Perspektive darauf blicken, so kann man davon ausgehen, dass wir in Resonanz mit etwas gehen, was in uns das Gefühl der Schönheit hervorruft. Das heißt aber auch, dass wir dieses Wissen auf die Architektur und unsere Bauweisen anwenden können und rein optisch, aber auch auf der physischen und energetischen Ebene in Resonanz mit dem Raum gehen werden, was sich für uns als angenehm und wohlig anfühlen kann.

Für den einfachen Betrachter sind die sakralen Bauten einfach nur Gebäude mit schönen Formen. Für den Wissenden, sind diese Bauten Meisterwerke, die von Menschen mittels des Wissens über die heilige Geometrie kreiert wurden. Was bedeutet jedoch „Heilige Geometrie“ überhaupt?

Ursprung des goldenen Schnitts
Ursprung des goldenen Schnitts

Eins der meist bekannten Maßstäbe der heiligen Geometrie ist der goldene Schnitt. Man stellt sich natürlich die Frage woher dieses Verhältnis kommt und was es mit uns zu tun hat. Wenn wir unseren Körper genau betrachten, so sehen wir hier eine Bauweise, die in besonderer Weise die Gesetze der Natur widerspiegelt. Wenn wir eine Fibonacci-Spirale betrachten, die wir in unterschiedlichen lebendigen Strukturen finden, so sehen wir dort ein Verhältnis, das den ganzen Aufbau dominiert. Das Verhältnis zwischen der Breite und der Höhe der Spirale ist dabei 1 zu 1,618. Wenn man die Länge am Bogen der Spirale aufteilt, so ist auch hier das Verhältnis von 1 zu 0,618. Dieses Verhältnis bezeichnen wir als den goldenen Schnitt und dieser findet in Kunst, Fotografie, Design, Architektur und Film immer größere Verwendung. Wenn wir aber anfangen den menschlichen Körper zu vermessen, so werden wir auch hier entdecken, dass dieses Verhältnis, das angefangen von der Aufteilung von Fingerknochen zu einander, bis hin zum Körper als ganzes, welches von Zehen bis zum Bauchnabel und vom Bauchnabel bis zum Kopfende ebenfalls nach dem goldenen Schnitt proportioniert ist.

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Überall auf der Welt findet man in Tempeln von alten Kulturen immer wieder die Abbildung von der Blume des Lebens. Auch hier in Europa finden wir dieses Symbol immer wieder in alten Bauten ins Holz geschnitzt.

Dieses Symbol bezeichnet man als die perfekte Abbildung, welches in ihren Formen die ganzen Maße des Entstehungsprozesses auf der Erde beinhaltet. Die Blume des Lebens ist nicht nur die Wurzel aller geometrischen Proportionen, wie Licht und den platonischen Körpern, sondern es ist auch gleichzeitig die Quelle aller musikalischen Systeme, sowohl uns bekannte, als auch für uns unbekannte. Einige bezeichnen dieses Symbol als das Abbild des Universums.

Einige Hochkulturen bewahrten dieses Wissen und gewährten Zugang zu diesem Wissen in esoterischen Schulen. Man nannte dieses Wissen – die Heilige Geometrie. Das Wort „heilige“ kommt hierbei jedoch nicht von heilig sondern von heil, und das beutet ganz oder ganzheitlich. Es ist somit ein ganzheitliches Wissen über unsere Existenz und ihre Gesetze. Geometrie ist in diesem Zusammenhang das ordnende Prinzip, was hinter dem Aufbau der Welt steht.

Der Sakralbau war seit Jahrtausenden von diesem Wissen durchdrungen. Wenn wir das Verhältnis von Breite und Höhe in einem griechischen Tempel anschauen, so finden wir den goldenen Schnitt. Wenn wir zwei oder dreistöckige Pagoden anschauen, so finden wir auch hier die Proportionen des goldenen Schnitts und andere Proportionen und Gesetzmäßigkeiten der heiligen Geometrie wieder. Auch die orientalischen Bauten und die christlichen Kirchen werden beim genauen Hinschauen dieses geheime Wissen offenbaren.

Mongolische-jurte-heilige-geomterie-architekturEin Bau, der ebenfalls nach diesen Gesetzmäßigkeiten erbaut wurde, der jedoch aus dem Rahmen der empirischen und pompösen Bauweise herausfällt ist die Jurte oder auch Ger genannt. Obwohl die Bauweise dieses Gebäudes sehr einfach scheint, basiert es auf den stärksten Formen, die in Geometrie zu finden sind. Es hat den Kreis was einen Zylinder bildet und dieser ist mit dem oberen Kreis durch die zylindrische Form eines Dreiecks verbunden. Mathematisch betrachtet ist es eine intelligente Konstruktion, das den äußersten Lebensbedingungen stand halten kann. Ein moderner Yurtenbauer aus USA bezeichnete die Jurte als grandios und demütig zugleich. Der Architekt Hans-Georg Unterrainer aus Österreich hat dieses Gebäude anhand der heiligen Geometrie vermessen und kam zu dem erstaunlichen Ergebnis, das jedes Maaß und Verhältnis sich an der heiligen Geometrie orientiert und man somit am Bau kaum etwas ändern sollte.

Dieses Beispiel der nomadischen Architektur finde ich sehr inspirierend aus dem einfachen Grunde, weil es hier ersichtlich wird, dass das sakrale plötzlich alltäglich und zugänglich wird. Das heißt, dass auch normaler Hausbau und sogar Wohnungsbau sich diesen Wissens bedienen könnte, um Gebäude zu schaffen, in denen man sich wohlfühlt und sich besser erholen könnte.

Der österreichische Architekt ist Georg Thurn-Valsassina, ist ebenfalls jemand, der während seiner ganzen Schaffenszeit versucht hat dieses sakrale Bauen zugänglich zu machen. In der Liste seiner gebauten Objekte befindet sich sowohl eine Kirche als auch einige Seminarzentren, Wohneinheiten, Seniorenheim, Hotel, Garage, Rathaus und andere Bauwerke. Was seine Arbeit in meinen Augen besonders macht, ist, dass er sich nicht nur des Wissens von der heiligen Geometrie für seine Bauwerke bediente, sondern auch gleichermassen das der Ökologie und Geomantie. Um sein Wissen und seine Einsichten mit der Welt zu teilen, veröffentlichte er vor einigen Jahren das Buch „Subtiles Bauen“.

Für mich persönlich sehe ich solche Architekten als große Inspiration. Das Verständnis der Heiligen Geometrie, ökologisches und nachhaltiges Bauen und den Zugang zur Geomantie wäre in meinen Augen ein großer Beitrag für die heutigen Architekten und alle Architektur-Interessenten, die dadurch mehr Verständnis entwickeln würden und dieses Wissen für harmonischere Bauweisen in ihrer Praxis bzw. für den Eigenbau realisieren könnten.

Ein Dokumentarfilm über den Jurten- und Dombau in Europa und in diesem Bezug über die Heilige Geometrie. Der Film ist wird in Kürze online zum anschauen verfügbar sein.

                

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