Wege der modernen Psychologie


Matthijs Cornellison beschäftigt sich seit über dreißig Jahren mit Psychologie und mit dem indischen Vermächtnis der Selbsterforschung.

Er unterrichtet Psychologie an der höheren Schule in Pondicherry, engagiert sich aber auch seine Vorstellungen und Einsichten nach außen zu tragen, denn er sieht auch hier in Indien die Gefahr, dass das indische Vermächtnis missinterpretiert und missverstanden werden könnte.
Auch Indien ist dabei, wissenschaftlich in das Feld seines Vermächtnisses vorzudringen, doch auch sie sind nach 200 Jahren Kolonialisierung westlich geprägt. Professor Cornellison weist darauf hin, dass unsere Denkweise ein soliderAbdruck der westlichen und materialistischen Erziehung darstellt. Wenn wir uns nun aber den indischen Quellen hinwenden, so können wir es kaum vermeiden, es in diesen Rahmen und aus dieser Perspektive zu betrachten und hiermit haben wir unsere Probleme. So kommt es dazu, dass Yoga besonders im Westen nur dazu dient, Stress und alle möglichen Spannungen im Körper zu lösen. Das sind seiner Meinung nach nur Nebeneffekte. Die wahre

Essenz vom Yoga übersteigt es bei weitem. Das indische Vermächtnis ist erhabener, viel weiter und wenn es das westliche Vermächtnis einbeziehen soll, so hat es damit überhaupt keine Probleme, wobei es andersrum sehr problematisch wird – etwas passt nicht ins Bild oder etwas muss abgetrennt werden.
Was wir über uns und über die Welt wissen, hängt von der Qualität unserer Instrumente ab und diese sollen wir entwickeln. Dazu hat uns die indische Überlieferung eine menge Mittel in Form intellektueller Konzepte, yogischen Techniken, in Form von Geschichten und Parabeln hinterlassen.
Es ist eine unglaublich reiche Tradition, um unser Instrumentarium des Wissens zu verbessern und seiner Meinung nach sollte die moderne Psychologie im vollem Maße davon Gebrauch machen, um sich zu seiner Vollkommenheit zu entwickeln.
Dazu gibt es eine Geschichte über einen seiner auffällig gebildeten Studenten, der Psychologie nur als ein Wahlfach belegte. Am Ende des Jahres fordert er seine Studenten immer das vergangene Jahr zu reflektieren und dieser Student sagte, dass er dieses Fach gewählt hätte, um die anderen Menschen besser verstehen zu lernen, und um

zu begreifen, wieso sich die Menschen derart verhalten, wie sie es tun. Nach einer Weile merkte er, dass Professor Cornellison eigentlich gar nicht unterrichtet. Er ermutigte nur die Studenten sich selbst zu beobachten; zu versuchen ihr eigenes Bewusstsein zu studieren. Zu Beginn war dieser Student etwas enttäuscht und hoffte, dass der Unterricht sich vielleicht noch verbessern würde. Nach einer Weile wurde ihm aber klar, dass er selbst weitaus mysteriöser, weitaus seltsamer und viel interessanter ist, als er jemals gedacht hätte. Er hat

sich auf diese Art und Weise nie in Frage gestellt oder erforscht, war aber erstaunt wie das alles funktioniert. Somit vergaß er langsam seine Idee, andere Menschen verstehen zu wollen. Und am Ende des Jahres ertappte er sich beim Lächeln, wenn er andere Menschen gewisse Dinge tun sah, weil er an sich selbst dachte – Ich weiß warum diese Person dieses tut, weil ich auch an dem Punkt war, ich weiß was es ist. Professor Cornellison nimmt damit an, dass wenn ein Mensch sich im Detail kennt, er einsieht, dass er eigentlich all die Schwierigkeiten, all die Seltsamkeiten und all die Besonderheit der anderen in sich selbst trägt. Es ist nur eine Frage der Selbsterforschung und es kann noch im Detail ausgearbeitet werden. Das Prinzip dieses Vorgehens ist jedoch sehr einfach – wir müssen lernen ehrlicher, aufrichtiger und einfacher zu werden, um all die Fehler und Deformationen unserer Naturzuerkennen, diese ganz sachlich und streng zu beobachten, und anschließend langsam unser Instrumentarium zu verbessern.
Professor Cornellison deutet nochmals darauf hin, dass man beim Studium der indischen Überlieferungen eine Sache vermeiden sollte, und zwar zu sehr in westlichen Denkweisen zu bleiben, was unser Ausgangspunkt sein mag.

Das indische Vermächtnis ist viel weiter, und das Bewusstsein in dem es wurzelt, ist viel tiefer als das der westlichen Wissenschaft und das, in welchem die meisten von uns die ganze Zeit über leben. Es ist im wahren Sinne des Wortes ein transformierendes Wissen, und wir sollten so weit es uns möglich ist dazu offen sein, dann kann die indische Psychologie einen unglaublichen Beitrag zur Entwicklung der Menschheit leisten.

von Ivan Olelenko

Das Video zum Artikel in englischer Sprache 

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